Sunday, 14 October 2012

Bill Wyman´s Rhythm Kings in München, Circus Krone, 14. Oct. 2012 - pictures and a brief review

Bill Wyman´s Rhythm Kings in München, Circus Krone, 14. Oct. 2012 by inespics
a photo by inespics on Flickr.

(Click on the picture to get to the album)

 
Review:
What a night in Munich! The band played two great sets. Miss Mary Wilson changed her looks. Some fans said she looks a bit like Tina Turner. Met some fellow fans. Familiar faces in the front row :-)
Standing ovations at the end of the gig and many fans were happy to see Bill stay onstage a bit longer, signing their albums, photos and whatever. Met some people that I have not seen since the great Rolling Stones gig at the Circus Krone (Licks-Tour) and shared some memories :-)

 

Hier noch ein bebilderter Konzertbericht von Eva in ihrem "Musicmirror".
The Live Review is also available in English, click relevant button.
Einige gelungene Offstage Schnappschüsse findet man im "Diary".
(das letzte Bild ganz unten zeigt Eva mit Bill Wyman).


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Konzertbericht aus der SZ (Süddeutsche Zeitung):
Der Archäologe


Bill Wyman stöbert mit edler Combo im MusikfundusMünchen - Außer Gastronomie, Fotografie und Schriftstellerei betreibt Bill Wyman Archäologie als Hobby. Rund um sein englisches Herrenhaus von 1480, in dem er wohnt, hat er schon Münzen aus der Eisen- und Bronzezeit, angelsächsische Broschen und gar die Reste eines römischen Dorfes entdeckt, verriet er gerade in einem Interview. Mit Grabungen beschäftigt sich der 76-Jährige nun auch in seinem ehemaligen Hauptberuf, wie im Circus Krone zu erleben war. Der Mann, der als Bassist der Rolling Stones berühmt wurde, geht mit seiner, wie er sie nennt, 'Freizeit- und Spaßband' The Rhythm Kings weit in der Zeit zurück. Bis in die Ära, in der die Stones noch selbst auf der Suche und offen für historischen Unterricht waren, bevor sie dann groß und größer wurden - und Wyman den Spaß an der Sache verlor.
Die Klassiker des Blues, R&B, Rock"n"Roll und Soul feiern also bei Wyman im Jahre 2012 fröhliche Urständ; solche, die schon im Museum stehen wie Chuck Berry, Etta James oder Howlin" Wolf, aber auch solche, von denen man erst wieder einige Sedimentschichten abtragen musste, wie Little Walter, James Elmore oder Irma Thomas. Als einziger alter Wolf hätte Wyman diese Geschichtsstunde nicht authentisch gestalten können, also holte er gleich ein halbes Dutzend Kronzeugen der Epoche mit ins Boot. Leute wie den unvergleichlichen Georgie Fame; wie Geraint Watkins, einen dieser unersetzbaren Keyboarder der zweiten Reihe; wie Graham Broad, den bevorzugten Schlagzeuger von Tina Turner; wie den Procul-Harum-Saxofonisten Frank Mead oder den Arrows-Gitarristen Terry Taylor. Als special guest komplettierte Mary Wilson, eine der Supremes, diese imposante Besetzung. Ob einem dann die Blues-Nummern besser gefielen als Unterkühltes wie 'Three Cool Cats' von den Coasters (ein Vehikel für Georgie Fames nach wie vor schneidend schöne Stimme und wundervoll blubbernde Hammond), Flottes wie 'It"s Raining', die etwas steifen Motown-Einsprengsel oder gar Chuck Berrys Seniorentee-Stück 'You Never Can Tell' - das bleibt reine Geschmackssache. So oder so war das Ganze ein Spaßbringer, hoffentlich auch für den stoischen Gentleman am Bass.
Freilich kann ein Bill Wyman wohl nie ganz so, wie er möchte. Was damit beginnt, dass er, der von allen Musikern am wenigsten macht, für einen Bassisten völlig unüblich in der Bühnenmitte stehen muss. Und obwohl Wyman seine 30 Jahre bei den Stones offensichtlich nach wie vor am liebsten vergessen würde, muss er natürlich mit 'Honky Tonk Women' aufhören, auf das alle warten und bei dem dann die Party ausbricht. Der Veranstalter bewarb ihn auf den Plakaten gar groß mit dem Stones-Logo, der ausgestreckten Zunge. Geholfen hat es nichts: nur ungefähr 400 Besucher verloren sich im weiten Zirkusrund. Das hatten Wyman und seine illustren Begleiter dann doch nicht verdient. Schließlich wurde hier eine der interessantesten archäologischen Schichten der Musikgeschichte freigelegt. Und weit lebendiger präsentiert, als es die Stones zuletzt schafften.
Oliver Hochkeppel SZ vom 16.10.2012

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Pressevorschau auf Konzert im Circus Krone, München, und Interview: Bill Wyman, der Mann aus der Steinzeit in der Abendzeitung München:

Er war nie glücklicher –
Bill Wyman ist ohne Stones, dafür
mit den Rhythm Kings unterwegs.
Foto: Ilpo Musto

Rock Bill Wyman, der Mann aus der Steinzeit

Christian Jooß, 12.10.2012 16:40 Uhr

Der Ex-Stones-Bassist Bill Wyman kommt mit seinen Rhythm Kings nach München – ein Gespräch über das Aufwachsen in Kriegszeiten, Archäologie und die vergesslichen Stones

Ein Anruf in einem Hotel in Amsterdam. Hier ist er unter einem Tarnnamen abgestiegen. Er meldet sich mit einem zaghaften „Hello”. Lässt sich den Namen des Interviewers buchstabieren. Schließlich, so wird er später sagen, wolle man ja in seine Biografie eintauchen. Übervorsichtig? Na ja, es gibt unwichtigere Musiker als den ehemaligen Stones-Bassisten Bill Wyman. Am Sonntag spielt er ab 20 Uhr mit seinen Rhythm Kings im Circus Krone.

AZ: Mr. Wyman, Sie haben ab 1955 bei der Royal Airforce in Oldenburg gedient. Die ersten Eindrücke?BILL WYMAN: Ich sah viele Kriegsschäden. Das war schon ein Schock. Die Deutschen fand ich sehr freundlich, habe mit zwei Zivilisten im RAF-Camp gearbeitet, und mit einem befreundete ich mich.

Die amerikanischen Militärradio-Stationen sollen Ihr Musikfeuer entfacht haben.
Die Amerikaner waren in Bremen. Dort sah ich große Bands und begann die neuen 45er zu kaufen. Den Anfang des Rock´n´Roll Elvis Presley, Fats Domino.
 
Haben Sie die noch?
Ich wurde auf einer Amerikatour ausgeraubt. Sie haben alle meine Platten gestohlen. Ich habe sie mit späteren Ausgaben ersetzt. Aber es war ein großer Verlust.

Beleben die Rhythm Kings die Geschichte wieder?
Alles, was ich mit den Rhythm Kings mache, ist, schöne Jams der Vergangenheit zu finden, Songs von Billie Holiday, Ray Charles, sie etwas zu modernisieren, aber die Essenz zu behalten. Ich habe das Glück, fünf bis sechs Sänger in der Band zu haben, die ihren eigenen Stil haben. Deswegen können wir so einen Mix covern.

Als Sie 1962 bei den Stones vorspielten, schuf die Bluesliebe eine gemeinsame Basis?
Damals hatte ich ja gar keine Ahnung von Blues. Es gab keine Bluesplatten zu kaufen. Die Bands spielten Popmusik. Es war auch kein Vorspielen, sondern eine Probe. Zuerst war mir die Musik echt fremd. Ich fand es anfangs langweilig. Es war etwas langsam. Die schrieben 12-Takt-Bluesnummern. Ich fand das etwas komisch, konnte aber eine Verbindung herstellen, weil ich Chuck Berry und Fats Domino kannte, die mit einem Bluesgeschmack spielten. Als Charlie einen Monat später dazukam, rastete alles ein.

Was ist denn das blueslastigste Album der Stones?
Wahrscheinlich die frühen. Wir haben uns aus dem Blues entwickelt. Als wir aus den Clubs in die Theater und die Ballrooms gingen, da mussten wir unseren Stil etwas in Richtung Rhythm’n’Blues verändert. Dann entwickelten wir uns zum Rock, und als es in die Stadien ging, zum Heavy Rock. Wir mussten das machen, um populär zu bleiben, und es hing mit der Größe der Auftrittsorte zusammen. Wenn ich jetzt mit den Rhythm Kings spiele, ist das Publikum nur zwei Meter entfernt, und sie können deinen Schweiß sehen.

Haben die Stones in den Stadien den Kontakt zum Publikum verloren?
So fühle ich das. Die 90000 Menschen da draußen sind Stecknadeln. Alles, was du sahst, war, was der Kameraman auf die Leinwand brachte. 80 Prozent Mick and Keith, ein paar Bilder von Ronnie, und dann vielleicht ein, zwei von Charlie und mir. Da ging viel verloren, auch im Sound oder der Wärme.

Haben Sie jemals bereut, die Stones verlassen zu haben?
Nicht eine Minute. Ich war nie glücklicher. Ich habe eine neue Familie, bin wieder verheiratet. Habe drei Teenager-Töchter, habe mehrere Bücher geschrieben, habe ein Restaurant. Und ich interessiere mich für Archäologie und mache Fotoausstellungen.

Was haben Sie denn für archäologische Interessen?
Geschichte zu finden. Das ist auch Teil eines Buches. Ich habe viele interessante Sachen in der Gegend, wo ich in England ein Haus habe, entdeckt. Mein Haus ist von 1480, ein Herrenhaus, und hatte einen Graben, mit einer Zugbrücke. Seit vielen Jahren schreibe ich diese Geschichte, habe eine römische Siedlung im Dorf entdeckt, über dreihundert Münzen gefunden und Broschen, Amreifen, Ringe... Ich habe Sachen aus der Bronzezeit ausgegraben, Dinge der Angelsachen und seltene Münzen der Eisenzeit.

Scheint, als seien Sie einer, der Momente bewahren will.
Ich wuchs im Krieg mit den Luftangriffen auf, ging mit einer Mickey-Mouse-Gasmaske zur Schule. Wir wurden zweimal aus unserem Haus gebombt. Ich begann kleine Dinge in ein Notizbuch zu schreiben. Ich durchlebte den Krieg mit meiner Großmutter, machte kleine Bücher, wo ich Dinge aus Zeitungen und Magazinen ausschnitt. Das habe ich alles behalten, bis ich zum Militär ging. Als ich aus Deutschland auf Urlaub kam, hatte meine Mutter alles weggeworfen. Sie dachte, das wäre Kinderzeug. Das habe ich sehr bedauert, stark auch in jüngster Zeit. Nach dem Militär begann ich wieder zu schreiben. Ich musste mein Leben neu erinnern.


Ordnet man so sein Leben?
Es hilft mir, Bücher zu schreiben, weil ich die Daten ordentlich zusammenkriege. Das passiert ja nie, wenn Menschen über die Stones schreiben. Sogar wenn Keith Richards und Ronnie Wood Bücher schreiben – die Hälfte ist erfunden. Aber es gibt ja den alten Spruch: Lass’ die Wahrheit nie eine gute Geschichte zerstören. Die Wahrheit ist halt viel einfacher und normaler. Aber Keith und Ronnie verkaufen viele Bücher, und meine verkaufen sich nicht so gut. Meine sind nicht so sensationell. Aber ist ja egal.

Gibt es einen Moment in Ihrem Leben, den Sie gerne nocheinmal durchleben würden?
Oh Gott, das ist schwer... Ja, ich würde gerne nochmal die Tage in Oldenburg erleben, als ich zum ersten Mal diese Musik hörte, in die Stadt rannte und die erste akustische Gitarre kaufte – und Würstchen mit Pommes aß. Die schmeckten so viel besser, als alles, was ich je in England hatte. Von meiner Geburt bis 1953 waren wir rationiert. Deswegen waren wir alle auch klein. Das ist meine Theorie. Die Stones sind klein, die Kinks sind klein, die Beatles sind klein. Ich hatte auch noch nie so ein Bier probiert. In England war das Bier immer warm. Und ich liebte es, Fußball mit dem Kumpel zu spielen, von dem ich meinen Namen übernahm: Billy Wyman. Das war mein bester Freund. Diesen Sommer ist er zu einem Konzert der Rhythm Kings gekommen.