Monday, 11 June 2012

Lynyrd Skynyrd in Hamburg - erste Kritik vom Konzert in Hamburg 10.05.2012

3500 Fans dabei

Lynyrd Skynyrd & The Brew rocken Stadtpark

Von Oliver Kube

Das einst wallende Haupthaar wird zusehends lichter, die Bärte grauer und die Bäuche runder. Dieses Bild glich sich auf, wie vor der Bühne. Bei den legendären Southern-Rocker Lynyrd Skynyrd und bei ihrem, am Sonntag mindestens zu 80 Prozent aus Männern in den „besten Jahren“ bestehenden, Publikum.
Mehr als 3.500 Fans kamen trotz unberechenbarer Witterung und zielgruppenrelevanter Konkurrenz in Form des EM-Hits Spanien gegen Italien sowie des parallel in der O2 World auftretenden, ebenfalls aus dem US-Südstaat Florida stammenden Tom Petty.
Angeführt vom unverwüstlichen Gitarristen Gary Rossington (60), dem letzten verbliebenen Originalmitglied, starteten die sieben Herren mit „Workin‘ For MCA“ von ihrem 1974 veröffentlichten Zweitwerk. Es folgte mit unter anderen „What’s Your Name“, „Saturday Night Special“, „Gimme Three Steps“, „That Smell“ und „Down South Jukin‘“ fast ausschließlich Material aus den Siebzigern.
Das wurde von den Veteranen natürlich extrem routiniert und doch mit erstaunlichem Enthusiasmus vorgetragen. Die Band um den, den unwiderstehlichen Charme eines übergroßen Teddybärs verströmenden Sänger Johnny Van Zant, schien dabei mindestens ebenso viel Spaß an der Darbietung der ollen Kamellen zu haben, wie die ihnen förmlich aus der Hand fressenden Leute im grünen Rund.
Songs neueren Datums, also aus der Zeit nach dem fatalen Flugzeugabsturz im Jahre 1977, der zwei Mitglieder das Leben kostete und die Band bis 1991 auf Eis legte, standen kaum auf dem Programm. Doch die wollten die schnell in bester Bierlaune befindlichen Hamburger ja auch gar nicht hören. Sie feierten lieber dankbar die ihnen servierte Klassiker-Parade ab. Wie etwa die beiden, das reguläre Set beendenden Nummern – das eigentlich von J.J. Cale stammende, seit Jahrzehnten aber nur noch mit Skynyrd assoziierte „Call Me The Breeze“ und den unvermeidlichen Gassenhauer „Sweet Home Alabama“.
Nach 75 Minuten, plus natürlich der niemals enden zu scheinenden Gitarrensolo-Orgie „Freebird“ als Zugabe, stakste das Septett erschöpft aber happy von der Bühne. Dem noch lange anhaltenden Jubel nach zu urteilen, dürfen sie jederzeit wieder kommen.
Ähnliches gilt für die Vorgruppe, das englische Familien-Unternehmen The Brew – eine aus Vater, Sohn und dessen liebstem Schulkameraden bestehende Band. Der Dreier hatte im Stile eines Spät-Sechziger-Power-Trios wie Cream oder The Jimi Hendrix Experience hervorragend eingeheizt. Die CDs mit ihrer deftigen Melange aus klassischem Hardrock und psychedelischen Blues fanden während der Umbaupause am T-Shirt-Stand fast ebenso viele Abnehmer, wie die Bratwürste an den Buden drum herum.